"historia, oder auch littera, ist der Wortsinn bzw. das durch ihn erzählte Ereignis, figura ist derselbe Wortsinn oder das Ereignis in bezug auf die darin verhüllte zukünftige Erfüllung, und diese selbst ist veritas, so daß also figura hier als mittlerer Terminus zwischen littera-historia und veritas erscheint.[...] Das Kennzeichnende dieser Formen, die zuerst von Vico erkannt und beschrieben worden sind, besteht darin, daß das Bezeichnete stets etwas für die Beteiligten überaus Wichtiges, Heiliges, ihr Leben und Denken Bestimmendes sein muß, und daß es im Zeichen, dem Symbol nicht nur ausgedrückt und nachgeahmt wird, sondern als selbst darin anwesend und enthalten gilt, so daß das Symbol stellvertretend selbst handeln und leiden kann, daß eine Einwirkung auf dasselbe einer Einwirkung auf das Symbolisierte gleichgeachtet wird und daß ihm in dieser seiner Stellung magische Kräfte zugeschrieben werden."

Erich Auerbach : Figura
In : Gesammelte Aufsätze
zur romanischen Philologie,
Bern 1967, 73; 79.