"Die Scherben eines gläsernen, gelben Lampions klirrten auf die Stimme eines Frauenzimmers: wollen Sie den Geist Ihrer Muster sehen? Das haltlose Licht tropfte auf die zartmarkierte Glatze eines jungen Mannes, der ängstlich abbog, um allen Überlegungen über die Zusammensetzung seiner Person vorzubeugen. Er wandte sich ab von der Bude der verzerrenden Spiegel, die mehr zu Betrachtungen anregen als die Worte von fünfzehn Professoren. Er wandte sich ab vom Zirkus zur aufgehobenen Schwerkraft, wiewohl er lächelnd einsah, daß er damit die Lösung seines Lebens versäumte. Das Theater zur stummen Ekstase mied er mit stolz geneigtem Haupt: alle Ekstase ist unanständig, Ekstase blamiert unser Können, und ging schauernd in das Museum zur billigen Erstarrnis, an dessen Kasse eine breite verschwimmende Dame nackt saß. Sie war so breit, daß sie nicht etwa auf einem Stuhl saß, sondern auf ihrem schwermütigen, weit ausgedehnten Posterieur. Sie trug einen ausladenden gelben Federhut, samaragdfarbene Strümpfe, deren Bänder bis zu den Achselhöhlen reichten und den Körper mit nicht zu aufregenden vibrierenden Arabesken schmückten. Von ihren Seehundhänden starrten rote Rubinenen senkrecht: 'Guten Abend, Herr Bebuquin', sagte sie."

Carl Einstein :
Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders. [1906/1909]
in: C. Einstein Werke, Band 1 1907-1918,
hg. v. H. Haarmann u. K. Siebenhaar,
Berlin, Fannei und Walz, 1994, 92.