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Stéphane Belzère, Künstler, Diplom an der École nationale supérieure des Beaux Arts de Paris, hat in Zürich, Berlin und Paris ausgestellt und lebt und arbeitet in Paris und Berlin. In Paris werden seine Arbeiten von der Galerie RX vertreten. Mit dem Kunsthistoriker Eric Darragon hat er vor Kurzem den Band "Histoires de bocal", eine Reihe von Interviews, vorgelegt.
Die teils großformatigen Gemälde Stéphane Belzères entstehen in der malerischen Auseinandersetzung mit anatomischen Präparaten. Belzère studiert in Naturkunde-Museen deren Präsentationsweise und Oberflächenstrukturen. Auf Leinwand gebannt und zumeist um ein Vielfaches vergrößert, verwandeln sich die Objekte in verstörende Farbflächen zwischen Naturalismus und Abstraktion. Belzère analysiert die optischen und ästhetischen Qualitäten des Eingemachten und legt damit die Artifizialität wissenschaftlicher Aufzeichnungssysteme offen. In seinem Text reflektiert er in Form eines Monologes die Darstellungsqualitäten der naturhistorischen Sammlungen und deren Einfluss auf die zeitgenössische bildende Kunst, speziell die Malerei.
Les organes génitaux des animaux - Un dialogue mental
 Hinweise für Autoren
Bernd Blaschke (Berlin) ist Komparatist, er unterrichtet am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der FU Berlin.
Georg Simmel ist bekannt als Mitbegründer wissenschaftlicher Soziologie und Vertreter der deutschen Lebensphilosophie. Blaschkes Versuch unternimmt eine Analyse seiner drei Essays zu italienischen Städten: Rom, Florenz und Venedig. Simmel entwickelt hier einen ästhetischen Urbanismus, der auf seiner Spielart eines kulturalistischen Neukantianismus beruht. Exkurse situieren diese italienischen Städte-Portraits im Kontext von Simmels Goethe-Obsession und vergleichen sie mit der Bedeutung römischer Topographie für Sigmund Freud.
Urbanismus als ästhetische Subjekt-Erfahrung. Georg Simmels italienische Städte-Portraits
Alain Deneault, Doktorant der Philosophie am Centre Marc Bloch, Berlin und an der Universität Paris VII, arbeitet über die Philosophie des Geldes. Betreut von Jacques Rancière, setzt sich seine aktuelle Studie mit der Frage des Geldes und der Ökonomie auf der Grundlage der Philosophie Georg Simmels auseinander. Als Philosoph wie als Essayist hat er vor Kurzem "Paul Martin et compagnies" (vlb éditeurs, Québec) publiziert, eine Arbeit, die ausgehend vom politischen Konzept des "Steuerparadies" die demokratische Struktur in den Blick nimmt. Aus derselben Perspektive wird er im Rahmen einer UNESCO-Konferenz auf Haiti im Juni über den Rechtsstaat sprechen. Der hier vorliegende Text führt zu einem Denken zurück, das Europa als Ansammlung von Nationalstaaten begreift. Er antwortet auf eine Untersuchung der Historikerin Petra Overath über die Bevölkerungspolitik in Frankreich und Deutschland im ausgehenden 19. Jahrhundert. Alain Deneault nimmt die historischen Befunde zum Anlass, um zu zeigen, wie sehr sich die scheinbar rein verwaltungspolitische Maßnahme auf eine europäische Kultur stützt, deren Wurzeln mit der Art und Weise zum Vorschein kommen, mit der "Bevölkerungspolitk" betrieben und kommuniziert wurde. So werden kulturhistorische Bahnungen sichtbar, entlang derer politischer Konflikt, ideologische Konstruktion nationalen Bewusstseins (eines Volkes als Gemeinschaft von Menschen, verbunden durch ein gemeinsames Ziel) und männlich wie imperialistisch codierter Machtwille das Verhältnis zwischen den europäischen Staaten bestimmten - speziell das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich.
Thérèse/Tirésias: une lecture symbolique des trajectoires de puissance nationale en construction.
Éléments de philosophie pour une histoire de la Bevölkerungspolitik
Melanie Franke
Ausgehend von einer Jeans-Werbung und deren Slogan der "Anti-Form" geht die Berliner Kunsthistorikerin Melanie Franke der Frage nach, wie Kunstformen ihren Weg in den Alltag finden, indem sie Verbindungen zu dem von Robert Morris 1968 eingeführten Begriff in der Kunst und dessen "Felt-Pieces" zieht. Sie zeigt, wie ein Echo der gesellschaftlichen Diskussion sich in einer Mode-Attitude wiederfindet, die den Konsumenten zum unbewussten Träger kultureller und politischer Botschaften macht.
Das Schönste an Anti Form ist ihre Form
Franck Hofmann (Lille / Berlin) ist Komparatist, als Lektor des DAAD unterrichtet er deutsche Literatur, Ideengeschichte und Sprache am germanistischen Institut der Universität Lille 3.
Sowohl die von Erwin Panofsky in "Stil und Medium im Film" 1936 als Kunst beschriebene frühe Kinematographie als auch die avancierten Techniken digitaler Bildbearbeitung verändern nicht zuletzt Konzeptionen von Raum. Die Arbeit "Field-Works@alsace" des japanischen Medienkünstlers Masaki Fujihata zeigt, wie gerade auch codierte nationalstaatliche Grenzziehungen ins Schwanken geraten. - Und mit ihnen auch Erzählperspektiven und Erzählformen, die von Panofsky in den Geburtsraum des Kinos zurückverfolgt worden sind. Was danach kommt? Vielleicht ist eine in dieser Konstellation entstehende neue Imagologie insbesondere Feldforschung in den dynamischen Bildräumen digitaler Medien.
Masaki Fujihatas Netzwerk-Arbeit "Global Interior Project" wurde auf dem Ars Electronica Festival 1996 mit einer goldenen Nika ausgezeichnet. Für sein "Field-Works-Projekt" benutzt er eine Video-Kamera in Verbindung mit einem GPS-System zur Satelliten gestützen Ortsbestimmung: "Field-Works@Hayama" wurde auf der Yokohama Triennale, der Ars Electronica Liny und der Transmediale Berlin 2001 gezeigt. "Field-Work@Alsace", ein Video-Interview-Archiv zum Thema der deutsch-französischen Grenze, wurde in der Gruppen-Ausstellung "Future Cinema" im ZKM Karlsruhe (Deutschland), im KIASMA (Finnland), im ICC Tokyo und zuletzt im Programm der europäischen Kulturhauptstadt Lille 2004 präsentiert. (Weitere screenshots)
   
   
Dynamische Grenzwelten. Panofskys "Stil und Medium im Film" und die Bildräume
eines ‘neuen Kino’
Jens E. Sennewald, Literaturwissenschaftler und freier Publizist, Paris
"Navigation", "Datenflut" oder "Surfen" - mit diesen Metaphern wird "das Netz" an eine Bild-Geschichte angebunden, an einen Wissensprozess. Die "ungewisse Reise" erfüllt eine wichtige Funktion für die Gestaltung des Wissens. "Metapher" selbst indiziert als poetische Figur per se Bewegung, eine "Reise zum Sichtbaren". Das Bild des Ozeans ist symbolgeschichtlich verbunden mit Vorstellungen von Untergang ebenso wie mit solchen der Wiedergeburt. Der Beitrag plädiert für einen Wissensprozess als unsichere Fahrt auf unsichtbaren Bahnen eines vielfach durchschifften Meeres, das voller Bruchstücke einstigen Scheiterns ist. Eine metaphorische Reise, die keine Häfen kennt, nur neue Abenteuer.
 
Im Netz der Metaphern. Zum Nachleben der Bilder vom Wissen.
Jadja Wolf (Berlin), Übersetzerin u.a. von Jean-Luc Nancy und André Gorz, erhielt 2001 den Übersetzerpreis der DVA-Stiftung zur Förderung der deutsch-französischen Beziehungen für ihre Arbeit zu Les lois de l'imitation" von Gabriel de Tarde.
Der Rolle und mögliche Zukunft von Mehrsprachigkeit im internationalen Dialog der Kulturwissenschaften ging im Januar 2004 das Berliner Kolloquium "Europa denkt mehrsprachig" in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften nach. Initiiert, konzipiert und realisiert wurde die Tagung von der DVA-Stiftung, finanziert von der Robert-Bosch-Stiftung und unterstützt vom Deutsch-Französischen Institut Ludwigsburg sowie der maison des sciences de l'homme Paris. Ist die Mehrsprachigkeit des europäischen Wissensraums Behinderung und Vergeudung oder erzeugt sie einen intellektuellen Mehrwert? Welche Rolle kommt dem Übersetzen in diesem Prozess zu? Die Übersetzerin Jadja Wolf nimmt diese Fragen aus der Praxis ihrer Arbeit am Text in den Blick.
Vom Übersetzen
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